NEO-FFI

Die Ergebnisse des NEO-FFI sind das zentrale Element des Des­cyrp­tors. Sie sind als interkulturell gültig, wissenschaftlich valide, objektiv und verlässlich zu bezeichnen und be­schrei­ben die fünf grundlegenden Dimensionen des Charakters. Sie zeigen keine Blaupause der Persön­lich­keit, geben dafür aber relevante Verhaltenstendenzen einer Person an. Die fünf über einen Fragebogen ermittelten Dimensionen lauten Neurotizismus (emotionale Sta­bili­tät), Extraversion (beziehungsweise Intraversion), Offenheit (für neue Erfahrungen), Verträglichkeit (auf sozialem Level) und Rigidität (Ge­wissen­haftig­keit).



Erläuterung zur visuellen Umsetzung der Ausprägungen


Die einzelnen Ausprägungen werden visuell zu einem Bild zusammengefügt, das gemeinsam mit dem Alter des Probanden zu einem einzigartigen Symbol wird und vielfältige Rückschlüsse auf die untersuchte Person zulässt.

In der grafischen Umsetzung wird von einer Wirkungsrichtung der Dimensionen von Innen nach Außen ausgegangen.

So ist ein dichter, geschlossener Ring ein Anzeichen für geringe Strömung äußerer Einflüsse zum Individuum und beschreibt somit eine geringere Offenheit und eher traditionelle Einstellungen. Ein offener Ring steht dementsprechend für eine hohe Bereitschaft neue Erfahrungen zuzulassen und gleichzeitig für Kreativität und Fantasie.

Der nächste Ring beschreibt die emotionale Stabilität. In diesem Fall kommuniziert eine dicht gespannte Struktur hohe Stabilität und geringe Neurotizismuswerte. Probanden mit dieser Ausprägung sind weniger anfällig für Kritik und bleiben in Stressituationen meist ruhig. Sie sind auf der anderen Seite in den meisten Fällen eher trocken und sachlich. Weist das Individuum hohe Neurotizismuswerte auf und ist somit eher emotional labil, so wird dies durch eine luftige und anfälligere Struktur des Kranzes visuell umgesetzt. Das Individuum ist dann sehr emotional, kritisch sich selbst gegenüber und anfällig für äußere negative Einflüsse.

Die von diesem Kreis umschlossene Fläche beschreibt die Dimension der Rigidität beziehungsweise Gewissenhaftigkeit. Eine ruhige Fläche mit geradlinig zum Mittelpunkt führenden Strukturen beschreibt eine hohe Fokussierung auf das Ziel und geringe Ablenkbarkeit. Bei geringer Rigidität sind Personen sehr flexibel, aber auch unordentlich und wenig zielgerichtet. Die Linien zum Mittelpunkt sind in diesem Fall nicht mehr gerade, sondern bilden eine Spirale, die auch visuell eine höhere Unordnung suggeriert und die Wege zum Ziel aufgrund ihrer Biegung verlängern. Aufgaben werden so nicht mehr zielstrebig und effizient angegangen, sondern auf langen Umwegen und mit Anfälligkeit für äußere Ablenkung.

Weiter im inneren Zentrum beschreiben nach außen oder innen gerichtete Pfeile die Extraversion des Individuums. Deuten die Pfeilspitzen zur Außenwelt – also aus dem Kreis heraus – weist das Profil Extravertiertheit auf. Das Individuum ist dann eher mit der Umwelt beschäftigt, gilt als gesellig und aktiv. Zeigen die Pfeile zum Inneren, so wird auf diese Weise eine Introvertiertheit dargestellt. Introvertierte Profile sind mehr mit sich selbst beschäftigt, weniger sozial eingestellt und sehr reflektiert.

Die Dimension der sozialen Veträglichkeit wird im Zentrum erfasst. Ist das Pentagon homogen und aus wenigen Teilen bestehend, so wird in diesem Fall ein Einzelgänger beschrieben, eine Person mit festem Standpunkt, die kritisch und barsch die eigene Vorstellung durchzusetzen versucht. Sozial verträgliche Personen ordnen sich im Extremfall der Gruppe völlig unter und stellen das Gemeinwohl über das eigene. Sie sind kooperativ und hilfsbreit, häufig aber ohne genügende Durchsetzungskraft. Eine hohe soziale Verträglichkeit wird durch ein vielfach segmentiertes Pentagon gekennzeichnet, bei dem das Individuum Teil der Masse wird und somit weniger hervor sticht.

Ergänzt und erklärt werden die Ergebnisse durch Adjektivlisten, die die einzelnen Ergebnisse des NEO-FFI für die verschiedenen Dimensionen verbal umreißen. Entsprechend des ermittelten Ergebnisses wird für jede Dimension eine von drei Adjektivlisten ausgegeben, die entweder der Beschreibung einer hohen, einer mittleren oder einer niedrigen Ausprägung dienen. Es ergeben sich somit fünf Listen, deren Relevanz passend zum erreichten Prozentwert als »sehr« oder »relativ« eingestuft wird. Da die zentrale Grafik des NEO-FFI eher auf abstrakt-visuellem Level kommuniziert, bieten die Adjektlivlisten eine verschriftlichte Hilfestellung, um die komplexe Umschreibung jeder Dimension erfassen zu können.

Neurotizismus


Die Dimension Neurotizismus befasst sich mit der Emotionalität eines Individuums. Sie beschreibt die Stärke und Häufigkeit der Reize, die benötigt werden, um von seinen Gefühlen beeindruckt, belastet oder beeinflusst zu werden.

Emotional stabile Menschen mit geringen Neurotizismuswerten benötigen starke Reize um »aus der Ruhe« gebracht zu werden. Sie sind eher zufrieden, stabil, entspannt und sicher. Des weiteren erleben sie seltener negative Gefühle. Niedrige Werte bei dieser Dimension sind aber nicht gleichbedeutend mit dem Erleben positiver Gefühle. Die belastbare Persönlichkeit erfährt das Leben meist weniger auf der emotionalen Ebene, wirkt in seiner extremen Ausprägung häufig unzugänglich und unbeeindruckt. Dies kann im privaten Bereiche für Probleme sorgen, bringt aber in beruflicher Hinsicht viele Vorteile mit sich, da man vor allem auf Stresssituation entspannter reagiert.

Sensible Persönlichkeiten erleben Gefühle intensiver und deutlicher. Sie gelten als ängstlicher, nervöser und angespannter. Traurigkeit, Unsicherheit und Verlegenheit prägen häufig ihren Charakter. Negative Empfindungen werden bei ihnen schneller ausgelöst und bestehen länger. Die emotional labile Persönlichkeit tendiert zu mehr Sorgen um Gesundheit, neigt zu unrealistischeren Ideen und reagiert häufig unangemessen auf Stress.



Extraversion


Mit der Dimension der Extraversion wird die Ausprägung der Zu­wen­dung nach außen beschrieben, wobei mit »außen« Aktivität, Be­geis­terungs­fähigkeit sowie zwischenmenschliches Verhalten gemeint ist.

Introvertierte Personen sind zurückhaltender bei sozialer Interaktion, bleiben gerne alleine und unabhängig. Sie streben zwar nach Aktivität, ziehen dabei aber die Einsamkeit vor. Bei starker Ausprägung ist der Introvertierte sehr in sich zurückgezogen, schweigsam und vermeidet Kontakte.

Personen mit hohen Extraversionswerten neigen dazu, soziale Kontakte zu knüpfen, sind gesellig, herzlich und personenorientiert. In der Regel sind sie eher gesprächig und gehen mehr aus sich heraus als introvertierte Typen. Heiterkeit und Optimismus bestimmen in den meisten Fällen ihre Persönlichkeit, wenngleich sie sehr empfänglich für Anregung und Aufregung jeglicher Art sind.



Offenheit


Die Offenheit für Erfahrung bezieht sich auf die geistige Beweglichkeit, Kreativität, Neugier und den intellek­tuellen Ehrgeiz eines Individuums. Sie beschreibt das Ausmaß in dem sich mit neuen Erlebnissen und Eindrücken auseinander gesetzt wird.

Personen mit niedrigen Ausprägungen in diesem Bereich neigen eher zu konventionellem Verhalten. Sie führen Traditionen fort, bewahren Werte und entscheiden sich meist eher für Bekanntes und Vertrautes. Emotionale Reaktionen werden von ihnen eher gedämpft wahrgenommen.

Hohe Offenheitswerte deuten auf eine deutliche emotionale Wahrnehmung hin. Personen mit dieser Eigenschaft sind eher an persönlichen und öffentlichen Vorgängen interessiert, sind wissbegierig, intellektuell, fantasievoll, experimentierfreudig und künstlerisch interessiert. Normen werden kritisch hinterfragt und Wertvorstellungen erneuert. Sie urteilen objektiv und liberal, neigen zu unkonventionellem Verhalten, erproben neue Handlungsweise und bevorzugen Abwechslung.



Verträglichkeit


Ähnlich wie die Extraversion beschäftigt sich die Dimension der sozialen Verträglichkeit in erster Linie mit dem interpersonellen Verhalten eines Individuums. Sie beschreibt die Art und Weise, wie man anderen entgegenkommt, Konfrontation vermeidet, sich anpasst und versucht Konformität zu erreichen.

Die kompetitive Persönlichkeit ist stärker auf die eignen Normen als auf die der Gruppe fokussiert. Sie ist darum bemüht die eigenen Ziele zu verfolgen, liebt den Wettbewerb und die Konkurrenz. Sie stellt gern den Gegenpol dar, ist hartnäckig und rückt schwer vom eigenen Standpunkt ab. Egozentrische Profile sind zudem sehr misstrauisch gegenüber anderen.

Der nachgiebige und angepasste Mensch mit eine hohen Ausprägung an sozialer Verträglichkeit neigt dazu, sein eigenes Interesse, sein eigenes Wohl dem Gegenüber oder der Gruppe unterzuordnen. Ihm ist der Konsens wichtiger, als die eigene Meinung. Altruistische Persönlichkeiten sind stets hilfsbereit, mitfühlend und voller Verständnis. Sie gehen davon aus, dass alles, was sie in den Gegenüber investieren auch irgendwann erwidert wird. Zwischenmenschliches Vertrauen und die Fähigkeit zur Kooperation sind zentrale Charaktermerkmale bei dieser Ausprägung.



Rigidität


Die Dimension der Rigidität, beziehungsweise Gewissenhaftig­keit, beschreibt, wie eng sich jemand spezifischen Aufgaben und Zielen verpflichtet fühlt. Sie beschreibt zudem den Grad der Ablenkbarkeit sowie das Konzentrationslevel.

Persönlichkeiten mit niedrigen Gewissenhaftigkeitswerten sind häufig unsorgfältig, unachtsam und ungenau. Sie sind flexibler, lassen sich leichter ablenken und legen dementsprechend einen geringeren Fokus auf die Abarbeitung von Aufgaben. Ihre Lebenseinstellung ist meist als hedonistisch zu betrachten. Gedanken, Aktivitäten und Personen lenken vom Ziel ab und sorgen für andauernde Zerstreuung. Aufgrund dieser Eigenschaften sind sie kontinuierlich offen für neue Reize und arbeiten häufig kreativ.

Ein hohes Maß an Gewissenhaftigkeit spiegelt sich in Selbstdisziplin, Fokussierung auf die Aufgabe und die Ausblendung von Irritationen wieder. Gewissenhafte Persönlichkeiten schaffen es äußere Reize, die nicht zielfördernd sind, zu kontrollieren oder zu neutralisieren. Sie verfügen über eine gute Selbstkontrolle und sind dauerhaft auf die Abarbeitung von Aufgaben ausgerichtet. Sie sind organisiert, sorgfältig, planend und effektiv. Verantwortung, Zuverlässigkeit und ein bedachtes Verhalten, zeichnen Individuen mit dieser Ausprägung aus.